Ein Auto und zwei Wochen später in Chile
Im gebuchten Hostel in Santiago de Chile angekommen, waren die kommenden Tage für mich praktisch vorgegeben.
Zuerst einmal die Stadt erkunden und danach geht es ans Eingemachte. Schliesslich will ich ein Auto kaufen und dazu gehört logischerweise – erst recht als Ausländer in einem fremden Land – Papierkram.
Chile ist hinsichtlich eines unkomplizierten Autokaufs als Ausländer das geeignetste Land in Südamerika.
Ursprünglich ging ich davon aus einen Monat in Santiago de Chile ausharren zu “müssen”.
Vom ersten Besuch beim SII (Servicio de Impuestos Internos), bis zu den ersten gefahrenen Kilometern als neuer Besitzer, vergingen gerade mal zwei Wochen.
Ich habe im Voraus reichlich im Internet recherchiert, wie man als Ausländer ein Auto in Chile kaufen kann und was man dazu alles benötigt. Da sich der Ablauf seit zirka einem Jahr geändert hat, musste ich jedoch einen kleinen extra Aufwand auf mich nehmen.
Der Prozess des Autokaufs im kurzen Überblick:
- Erster Besuch beim SII zur Beantragung einer RUT-Nummer (Eine Art Steueridentifikationsnummer). Die RUT wird benötigt um Geschäfte wie eben ein
Autokauf zu tätigen.
Reisepass vorgezeigt, Formular zum ausfüllen erhalten. Gemäss meinen Recherchen sollte es kein Problem sein, das Formular gleich Vorort auszufüllen um danach die RUT zu erhalten. Tja, da lag ich falsch. Seit einem Jahr muss man einen Chilenen und Resident als Garant vorweisen können.
Also erhielt ich zusätzlich zum Formular ein vorgedrucktes Dokument “Poder”, welches mein chilenischer Bürge ausfüllen muss.
Zum Glück lernte ich in Floripa gleich drei Chilenen kennen. Somit ging ich mit dem Dokument zu meiner chilenischen Kollegin, welche als Juristin arbeitet und die solche Prozesse gut kennt.
Zusammen gingen wir zum Notar, Reisepässe eingescannt, Fingerabdrücke auf ein fancy Dokument geklatscht, Unterschrift und die Gebühr für den Notar bezahlt
(viel weniger als gedacht, da meine Kollegin ja Juristin war und der Notar ein Freund von ihr 🙂 ). - Zweiter Besuch beim SII zur Beantragung der RUT.
Alle Dokumente abgegeben. Fünf Minuten später war ich Besitzer einer RUT und somit offiziell beglaubigt Geschäfte in Chile zu tätigen. - Die Suche nach einem passenden Auto
Ein möglich geräumiges Auto, aber dennoch erschwinglich sollte Es sein, welches man zu einem Camper umbauen kann. Über diverse Autohändler, drivetheamericas.com bis hin zu chilenischen Autowebsites habe ich alles durchforstet. Beinahe hätte ich einen VW-Bus (Brasilianische Version)von 1989 gekauft, doch in Anbetracht der vielen Offroad-Strecken und der Carreterra Austral, favorisierte ich einen 4×4 (zum Glück muss ich im Nachhinein sagen). Auf chileautos.cl wurde ich dann fündig. Ein Renault Scenic RX4 mit Jahrgang 2004. Ich hätte zwar nicht gedacht das mein erstes Auto ein Franzose sein wird, aber egal. Das Auto kaufte ich von einem Familienvater in Lampa, einer Stadt zirka 1h ausserhalb von Santiago. Nach der ersten Besichtigung und Testfahrt wurde ich von Ihm gleich zum Abendessen mit seiner Familie eingeladen. Am nächsten Tag tätigte ich meine Geldüberweisung auf sein Konto. Jetzt hiess es abwarten. Vier Tage später war alles erledigt. - Besitzerwechsel und dazugehörige notarielle Beglaubigung
Ohne Notar geht in Chile nichts. Also ging ich nach der erfolgreichen Geldüberweisung mit dem vorherigen Besitzer zum Notar. Dort wurde im Letter of Inscription mein Name als aktueller Besitzer des Autos hinzugefügt. Zudem übernahm ich vom vorherigen Besitzer die Pflichtversicherung. Nach dem ich alle Zehn(!) Abdrücke meiner Finger auf ein Dokument gegeben hatte, nahm ich den provisorischen Fahrzeugausweis mit. Eine Kopie des Originals kann man sich in Chile nach zirka einer Woche in jedem Registro Civil einer Stadt aushändigen lassen. - Zusatzversicherung
Die Pflichtversicherung deckt nur wenig ab. Dementsprechend schloss ich am nächsten Tag eine erweiterte (und einiges kostenintensivere) Versicherung ab. - Der Umbau
Aus dem Umbau wurde nichts, da das Auto ein wenig zu schmal war. Macht nichts, dachten wir. Dann schlafen wir eben im Auto :). Nach einer eintätigen Einkaufstour (Kühlbox, Inverter zum Aufladen von elektronischen Geräten, viele Aufbewahrungsboxen, Bettdecken, Kissen, Campingtisch und Stühle, Lampe, Lenkrad-Schloss, Spannseile etc.) waren wir für unsere Reise vorbereitet 🙂
Nun kann es also losgehen, mehr zum ersten Teil des Road Trips im Artikel “The Lake District”