Chile #2 – Carretera Austral & Nord-Patagonien

Chile #2 – Carretera Austral & Nord-Patagonien

Dieser Artikel behandelt folgende Themen:

  • Die ersten Meter auf der Carretera Austral
  • Hornopiren –> Futaleufu
  • Puyuhuapi –> Coyhaique
  • Coyhaique –> Rio Tranquilo –> Chile-Chico

Die ersten Meter auf der Carretera Austral (Ruta 7)

Endlich! Das erste Teilziel des Road-Trips in Chile war erreicht. Wir sind auf der bekannten Careterra-Austral, eine Strasse deren Bauarbeiten  unter  dem Regime Augusto Pinochets begonnen hatten (1976). Vorher gab es keine Landverbindung vom südlichen Chile mit dem Rest des Landes. Auf der Strasse angekommen wird das einem schnell bewusst. Der Start erfolgt zwar auf einem geteerten Abschnitt, doch das Gelände ist sehr unwegsam. Insgesamt fuhren wir etwa 3/4 der gesamten Strecke, welche ~1250km umfasst. Geteerte Strassen wechseln sich mit immer weniger werdenden Schotterpisten ab, da die Bauarbeiten entlang der Strecke nach wie vor im Gange sind.
Auf unserem Weg in den Süden sind wir vielen Overlandern, Fahrradreisenden und Hitchhikernn begegnet, für welche die Carretera-Austral ein Highlight ihrer Reise darstellt. Leider ist nicht nur die Gegend sehr speziell, sondern auch die Preise.  Kostete in Santiago 1 Liter Benzin 650 Pesos (~1 CHF) waren es im Süden zirka 850 Pesos. Da die Dörfer für 2016’ener resp. europäische Verhältnisse dennoch weit abgelegen sind, kann man das verstehen. Das wiederspiegelte sich leider auch im Lebensmittelangebot. Das Gemüse hatte meistens das Ablaufdatum um mehr als eine Woche überschritten und Fleisch war gar nicht erst als Fleisch zu erkennen (meistens :)).

Carretera Austral im Cerro Castillo NP

Carretera Austral im Cerro Castillo NP

Hornopiren –> Futaleufu

Unsere erste Autonacht entlang der Carretera-Austral verbrachten wir in Hornopiren. Da die Fortsetzung der Reise für die nächsten 90km nur per Fähre möglich war, gingen wir direkt zum Hafen um unsere Tickets zu kaufen. “Today no more ferry” kriegten wir zu hören und machten den Fehler direkt unser nächstes Wildcamping zu suchen. Am Abend sammelten wir Unzählige, dort am Fluss wachsende Brombeeren ein und stellen erneut unsere eigene “Konfi” her. Mit einem Feuer, Barbecue, Wein und anschliessendem Kartenspiel dachten wir unseren Frieden zu haben. Denkste. Als die Dunkelheit schon Einzug erhielt, wurden wir regelrecht von einer Bullenherde umzingelt. Was anfänglich noch harmlos aussah, änderte sich schnell als zwei etwa 1000kg schwere Stiere in unsere Richtung rannten. Wie von einer Tarantel gestochen, verbarrikadierten wir uns in unserem Auto für die nächsten 30 Minuten, da die Bullen etwa 5m vor dem Auto stoppten und uns regelrecht anstarrten. Somit endete dieser Tag mit einem etwas anderen Ausgang als erwartet.
Am nächsten Tag wurde unser anfänglicher Fehler dann bestraft. Wir waren erneut am Hafen um die 10:00 Uhr Fähre zu erwischen, hatten aber natürlich keine Tickets gekauft am Vortag. “No more tickets” hiess es heute. Also besorgten wir, leicht angesäuert wegen unseres eigenen Fehlers, Tickets für den nächsten Tag, da die Fähre in der Off-Season nur einmal  pro Tag verkehrt.
27h später kamen wir in Caleta Gonzalo wieder an Land und verbrachten unsere Nacht auf einem offiziellen Camping welches jedoch kostenlos war. Neben uns hat eine Hitchhikerin aus Amerika ihre Zelte aufgeschlagen welcher wir für 1h eine Transportmöglichkeit gewährleistet hatten.
Nächstes Ziel war Futaleufu, ein kleiner Abstecher abseits der Carretera-Austral. Ein Mekka für Rafting-Liebhaber, ist diese Gegend doch als einer der weltweit besten Standorte für diese Aktivität bekannt. Der Wasserstand des Flusses war zu tief und somit begnügten wir uns mit einer Tageswanderung im Nationalpark. Nach der wohl bisher besten Wildcamping-Stelle, an einem Fluss und Waldesrand passierte es dann. Ein nächster Defekt am Auto. Diesmal zerbarst unser rechter Hinterreifen, Ursache = Nägel. Nach Installation des Ersatzreifens und erfolgloser Suche nach einem neuen, passenden Pneu ging es weiter Richtung Süden.

Puyuhuapi –> Coyhaique

Zurück auf der Carretera-Austral klapperten wir in den verschiedenen Ortschaften jegliche Reifenhändler ab. Da unsere benötigte Version nirgends vorhanden war, mussten wir warten bis wir Coyhaique erreichten, eine etwas grössere Stadt entlang der Strecke. 1h nachdem wir Puyuhuapi passiert hatten, erreichten wir eine Strassensperre. “Geschlossen zwischen 13:00-17:00”. Toll, eine Information in Puyuhuapi wäre hilfreich gewesen. Da es erst 14:00 war, wir zwei Hitchhiker dabei hatten und erstmals regnerisches Wetter, beschlossen wir zurück nach Puyuhuapi zu fahren. Dort trafen wir rechtzeitig zum Champions League Spiel zwischen Barcelona und Atletico Madrid ein, perfekt :).

Es regnete wie aus Kübeln und das 24h am Stück. So gab es am nächsten Tag nach etwa 2h Fahrt eine 2h Zwangspause, da ein Erdrutsch die Strasse versperrte. Drei weitere Stunden später erreichten wir dann endlich Coyhaique. Auf einem Camping eines lebensfrohen Chilenen verbrachten wir die nächsten zwei Nächte. Während des Tages waren diverse Arbeiten zu erledigen. Ich absolvierte einen Behördengang im Registro Civil um meinen definitiven Fahrzeugausweis resp. eine Kopie davon zu erhalten. Alles erledigt in 5min. Nachdem wir später auch noch unseren gewünschten Reifen fanden und unsere verbeulte Felge von einem Mechaniker repariert wurde, war alles wieder im Lot. Über den weiteren Verlauf der Strecke freuten wir uns extrem, da er wohl der landschaftlich Spektakulärste sein soll.

Coyhaique –> Rio Tranquilo –> Chile-Chico

Unsere Annahme sollte sich bewahrheiten. Der Streckenabschnitt zwischen Coyhaique bis nach Chile-Chico war einfach nur traumhaft und bemerkenswert. In Kombination mit der rötlichen Herbstfärbung der Wälder, sah die Landschaft aus wie aus einem Bilderbuch. Wir durchquerten den Cerro Castillo Nationalpark und nach vier atemberaubenden Stunden erreichten wir Rio Tranquilo. Das Interessante der tollen Landschaft war die stetige Abwechslung. Farbenfrohe Wälder, saftig grüner Regenwald, Gletscher, türkisfarbene Seen, glasklare Flüsse, schneebedeckte Gipfel, tolles Wetter… mehr muss ich gar nicht erwähnen.

In Rio Tranquilo besuchten wir die etwa 6000 Jahre alten und einzigartigen Marmorhöhlen. In Kombination mit dem türkisfarbenen See (Lago General Carrera) ergab das ein prächtiges Farbenspiel.
Zurück an Land, besuchten wir den Nationalpark San Rafael, wobei wir hier keine Wanderung oder Sonstiges unternahmen. Der Weg dorthin, in einem Tal umringt von Bergen inkl. der bereits erwähnten Herbstfarben, war prächtig.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg Richtung Chile-Chico, eine Grenzstadt zu Argentinien. Die Strecke, erneut fabelhaft, führte uns durch eine alpine Region in ein Mikroklima. Etwa 50km vor Chile-Chico, die Strecke führte entlang einer Bergkette rauf und runter, kamen wir in eine karge, wüstenartige Szenerie. Einige Fotostopps und Hitchhiker später erreichten wir Chile-Chico. Auf dem Camping waren wir nebst einem israelischen Pärchen die einzigen Gäste. Mit besagtem Pärchen verbrachten wir einen lustigen Abend mit Glühwein, der bei der Kälte dabei half uns aufzuwärmen. Highlight des Campings war der bis dahin “angenehmste” Camping-Hund namens “Pelusa“. Er war auch einiger der wenigen Hunde die einigermassen gesund aussahen. An dieser Stelle endet die Reise entlang der Carretera Austral. Weiter geht es im südlichen Patagonien auf argentinischem Terrain um später wieder nach Chile zurückzukehren.

Südpatagonien & Tierra del Fuego

 

Marmörhöhlen

Marmorhöhlen

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